Sehenswürdigkeiten und geschichtliche Informationen standen auf dem Programm der Gymnastik-Frauengruppe der Turngemeinde Dietzenbach bei einer Fahrradrunde rund um Dreieich-Götzenhain. Gibt es doch einige Flecken in der angrenzenden Gemarkung, über die es sich lohnt, informiert zu werden.
Die 15 Sportler trafen sich spätnachmittags an der Offenthaler Straße in Dietzenbach und starteten in südlicher Richtung am Waldschwimmbad vorbei. Durch das kleine Waldstück erreichte man den Waldrand an der großen Wiese mit Blick auf Götzenhain. Auf diesem Gelände befand sich zum Ende des 2. Weltkrieges ein Feldflugplatz für Jagdflugzeuge. Hier starteten und landeten Kleinflugzeuge der Marke Messerschmidt 109. In seinem Buch „Götzenhain, mein Heimatdorf“ berichtet der Heimatforscher Helmut Keim von einigen Ereignissen während dieser Zeit, die bei den Teilnehmerinnen auf viel Interesse stieß. Der Flugbetrieb wurde nach Kriegsende eingestellt, heute erinnert nur noch eine kleine Infotafel auf den damaligen Zustand, die Bernd Keim vor einiger Zeit dort aufgestellt hat. Er hat auch die Tour geplant und die Infos zusammengestellt.
Die Tour führte weiter über Waldwege nach Offenthal über eine Brücke der Dreieich-Bahn. Danach bei leichtem Gefälle an den Bahngleisen entlang zum Schloss Philippseich. Das gesamte Areal wurde im 17. Jahrhundert von Graf Johann Ludwig von Isenburg als Tiergarten und Sommersitz angelegt. Dessen Sohn, Philipp von Isenburg, baute das Tiergehege aus und baute das kleine Schlösschen aus. Nach ihm wurde auch die Anlage benannt: Schloss Philippseich. 1716 ließ der Graf noch eine kleine Kirche errichten, in der heute noch Gottesdienste stattfinden.
Der letzte Graf von Isenburg verstarb in Januar 1920, danach ist die Anlage mit dem Schloss etwas heruntergekommen. Im Jahr 1938 erstand der Bauunternehmer Kögel das Gelände, führte umfangreiche Renovierungsarbeiten durch und hat auch den Park innerhalb der Schlossmauern wieder schön angelegt. Die Teilnehmerinnen sahen sich auch den kleinen Friedhof neben der Kirche an. Hier sind Mitglieder der Grafenfamilie und der Familie Kögel sowie der Heimatforscher Karl Nahrgang bestattet.
Als nächstes Ziel stand die Schwerspatgrube Anna auf der Liste. Hier wurde Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts Schwerspat aus dem Boden geholt. Der Schacht reicht bis zu einer Tiefe von 15 Metern und bei etwa 12 Metern setzen sich Querstollen an, aus denen das Material abgebaut wurde. Die Steine, die ein Großteil des Minerals „Baryt“ enthielten, dienten als Gegengewicht bei Aufzügen und weiterhin, kleingemahlt und gelöst, als Zusatz zur Farbenherstellung, berichtete der dort zufällig angetroffene 1. Stadtrat von Dietzenbach, Dr. Dieter Lang.
Nach wenigen Jahren lohnte sich die Förderung nicht mehr und der Betrieb wurde eingestellt. Die Grube verfiel, wurde zugeschüttet und eine Dornenhecke wucherte an der Stelle, bis sich Heimat-und Geschichtsfreunde entschlossen, die Grube wieder frei zu legen. Heute befindet sich ein symbolisches Holzgerüst mit einer ausführlichen Info-Tafel an der Stelle.
Die Fahrt mit den Rädern führt nun am „Grünen Born“, der zur Zeit ausgetrockneten Quelle des Bieberbachs, vorbei in Richtung „Neuhof“. Bei leichtem Gefälle erreichte man wenig später das Hofgut, überquerte die stark befahrene Straße in Richtung zu den Stangenpyramiden auf der Hub. Die 456 aufgestellten Rundhölzer in Form einer Pyramide, sind ein begehbares Kunstwerk.
Hier legten die Damen eine kleinere Pause mit dem mitgebrachten Imbiss ein. Bei der herrlichen Abendsonne konnte man den Blick auf die Skyline von Frankfurt genießen. Wenige Meter entfernt, ist die weithin sichtbare Antennenanlage der Flugsicherung Langen, über die der Flugverkehr zum Frankfurter Flughafen gesteuert wird.
Nach der kleinen Rast, auf dem Rückweg nach Dietzenbach, gab es noch eine „Bergbesteigung“. Der Ebertsberg, dritthöchste Erhebung im Kreis Offenbauch, mit 189,5 Meter, konnte nur zu Fuß erreicht werden. Die Fahrräder hatte man kurzzeitig am Fuße der Anhöhe im Wald abgestellt.
Über die Sandschneise ging es rasant zurück. Alle freuen sich schon auf die nächste Tour.